Husten strengt Ihr Pferd an. Wenn es hustet, muss es seine Brust- und Bauchmuskeln, seine Zwischenrippenmuskeln und sein Zwerchfell benutzen. Pferde mit Atemwegsbeschwerden haben in diesem Bereich häufig verspannte und schmerzende Muskeln. Wir möchten Ihnen zeigen, wie Sie ganz leicht die Pferdemassage bei Atemwegsproblemen Ihres Pferdes anwenden können, um ihm ein wenig Erleichterung zu verschaffen.
Vielleicht kennen Sie das auch von sich: Wenn wir Menschen eine ordentliche Bronchitis haben und ständig husten, haben wir häufig Schmerzen im Bereich der Rippen oder des Brustkorbs. Je nach Hustenstärke kann sogar ein richtiger Muskelkater entstehen.
Inhalt
Verspannte Muskeln durch ständiges Husten
So geht es auch unseren Pferden. Husten führt häufig zu Verspannungen der betroffenen Muskeln. Für die Atemmechanik sind verschiedene Muskeln zuständig: das Zwerchfell, die Zwischenrippenmuskeln, sowie einige Bauchmuskeln als Atemhilfsmuskulatur.
Eine starke Beanspruchung der Bauchmuskulatur zeigt sich beispielsweise besonders deutlich durch die sogenannte Dampfrinne. Sie ist im unteren Bereich der Rippenbögen zu erkennen. Sind die Zwischenrippenmuskeln oder das Zwerchfell verspannt, atmet Ihr Pferd sehr flach.
Verspannte Muskeln können Atemwegsprobleme sogar ein Stück weit begünstigen. Ist nämlich der Brustkorb nur eingeschränkt beweglich, kann die Lungenkapazität abnehmen.
Setzen wir Reiter uns auf die gereizte Muskulatur oder ziehen dort unseren Sattelgurt fest, schmerzt das unserem Pferd natürlich noch viel mehr. Auch verhindern verspannte Muskeln ein korrektes Aufwölben des Rückens, Vorhand und Hinterhand werden in ihrer Bewegung eingeschränkt.
Pferdemassage bei Atemwegsbeschwerden
Bereits mit wenigen Massagegriffen können Sie Ihrem Pferd etwas Gutes tun. Gemeinsam mit Tierheilpraktikerin und Tierphysiotherapeutin Julia Jahnke zeigen wir Ihnen heute drei einfache Massagegriffe, mit denen Sie vor allem (aber nicht nur) Ihr hustendes Pferd wohltuend unterstützen können. Julia Jahnke kommt aus Stuhr bei Bremen. Sie behandelt Ihr Pferd ganzheitlich und bietet neben Physiotherapie, auch Akupunktur, Bioresonanztherapie und Soleinhalation an.
Mit einer Massage können Sie nicht nur die verspannten Muskeln Ihres Pferdes lösen. Eine Massage kann auch dazu beitragen, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu mobilisieren. Der Körper versucht stets sich selbst zu heilen und seine Funktionen aufrecht zu erhalten. Hier kann eine Massage positiv unterstützen.
Und auch die positive Wirkung der Berührung ist nicht zu unterschätzen. Pferde entspannen unter den Berührungen bei der Massage. Die Entspannung des Nervensystems wiederum führt dazu, dass die Pferde tiefer und gleichmäßiger atmen.
Lesetipp: Wie atmet ein Pferd? Das Atmungssystem des Pferdes auf einen Blick
Pferdemassage: Das sollten Sie wissen
Bevor wir Ihnen drei Massagegriffe zeigen, mit denen Sie Ihr Pferd bei Husten wohltuend unterstützen können, möchten wir Sie über den Ablauf einer Massage und möglich Kontraindikationen informieren.
Kontraindikationen für eine Massage
So wohltuend und hilfreich eine Massage für Ihr Pferd sein kann – wenn Ihr Pferd nicht gesund ist, kann sie genauso gut auch kontraproduktiv sein. Mit einer Massage nehmen Sie nämlich Einfluss auf sämtliche Körperstrukturen.
Nicht massieren dürfen Sie
- bei akuten Verletzungen im aktiven Bewegungsapparat (z.B. Sehnen-/Muskel-/Bänderrisse oder akute Entzündungsprozesse)
- bei akuten Verletzungen im passiven Bewegungsapparat (z.B. Knochenbrüche oder Luxationen)
- bei Störungen des Herz-Kreislauf-Systems
- wenn Ihr Pferd eine Lungenentzündung hat
- bei Problemen im Lymphsystem
- falls Haut- und Gewerbeerkrankungen vorhanden sind (hier können Sie die betroffenen Stellen aussparen)
- bei einer Körpertemperatur von mehr als 39°C
Sollten Sie unsicher sein, halten Sie bitte Rücksprache mit Ihrem behandelnden Tierarzt.
Ablauf einer Pferdemassage
Vor der Massage sollten Sie Ihr Pferd gut putzen.
Suchen Sie sich für die Massage einen ruhigen Ort, an dem Ihr Pferd entspannen kann. Eine stark frequentierte Stallgasse oder eine volle Reithalle sind hierfür weniger gut geeignet. Achten Sie bitte auf eine windgeschützte Stelle, wenn Sie Ihr Pferd draußen massieren möchten.
Achten Sie bei der Pferdemassage auf Ihre eigene Körperhaltung: Ihre Atmung geht ruhig und entspannt, Ihr Körper ist entspannt und Ihre Schultern sind locker und beweglich. So können Sie weiche, fließende Bewegungen ausführen. Haben Sie einen Rundrücken, behindern Sie Ihre eigene Atmung und Ihnen geht jede Menge Energie verloren.
Stellen Sie Ihre Füße hüftbreit auseinander und beugen Sie Ihre Knie leicht. So fällt es Ihnen leichter große, fließende Bewegungen zu machen. Dies ist vor allem bei den Ausstreichungen besonders wichtig.
Achten Sie bei der Massage stets auf die Körpersprache Ihres Pferdes: Ist ihm die Massage angenehm, senkt es seinen Kopf und entspannt sich oder zeigt es deutliches Abwehrverhalten?
Wenn Ihr Pferd Ihnen zeigt, dass ihm die Berührungen und die Massage unangenehm ist, sollten Sie einen Therapeuten holen. Dieser kann mögliche Blockaden lösen.
Eine wie hier vorgestellte Entspannungsmassage dauert im Schnitt zwischen 10 und 20 Minuten. Aber auch hier gilt: Achten Sie auf Ihr Pferd. Zeigt es Ihnen deutlich, dass es ihm angenehm ist, dann können Sie gern auch länger massieren.
3 leichte Massagegriffe für Pferde mit Atemwegsproblemen
Die folgenden drei Massagegriffe ersetzen keine therapeutische Behandlung und können muskuläre Verspannungen nicht in der Tiefe lösen. Dennoch können Sie Ihrem Pferd damit etwas Gutes tun.
Ausstreichungen am Körper
Ausstreichungen, auch Handstreichungen oder Effleuragen genannt, gehören zu den am häufigsten angewendeten Massagegriffen. Sie werden nach jedem Griff genutzt, um den Abtransport der Schlackstoffe anzuregen. So werden die Muskelzellen besser mit Blut und Sauerstoff versorgt.
Die Ausstreichungen sind optimal geeignet, um eine Massage zu beginnen oder zu beenden.
Handstreichungen wirken je nach Ausführung unterschiedlich auf Ihr Pferd. Schnellere Ausstreichungen wirken anregend und stimulierend. Werden Ausstreichungen jedoch langsam und nur mit wenig Druck ausgeführt, können sie entspannend und beruhigend wirken. Sie helfen, feste Muskeln zu lösen. Die Muskelfasern werden hierbei leicht gedehnt.
Bei den Ausstreichungen liegt Ihre Handfläche auf dem Pferdekörper und Sie streichen mit dem Faserverlauf der Muskeln in Fellrichtung. Eine Ausstreichung dauert rund 2 bis 3 Sekunden.
Sie können die Ausstreichungen am gesamten Pferdekörper vornehmen. Idealweise fangen Sie im Bereich der Schulter oder des Widerrists an. Diese Stelle ist für die meisten Pferde unproblematisch. Arbeiten Sie sich Stück für Stück nach hinten fort.
„Wichtig ist, dass immer eine Hand am Körper des Pferdes bleibt“, sagt Julia Jahnke. Der stete Körperkontakt sei angenehmer für das Pferd. Darüber hinaus empfiehlt sie vor allem auch die Bauchmuskeln vorsichtig auszustreichen. Diese werden durch das Husten stark beansprucht.
Wenn Ihr Pferd die Berührungen kennt, können Sie die Ausstreichungen auch im Gesicht Ihres Pferdes anwenden und zum Beispiel den Kaumuskel Musculus masseter ausstreichen.
Ein weiterer Tipp von Tierheilpraktikerin Julia Jahnke: „Auch das Ausstreichen der Ohren hat auf viele Pferde eine sehr beruhigende und entspannende Wirkung.“
Fingerstreichungen der Zwischenrippenmuskeln
Auch die Zwischenrippenmuskeln (Mm. Intercostales) lassen sich ausstreichen. Hier empfehlen wir Ihnen Fingerstreichungen.
Die Zwischenrippenmuskeln werden unterschieden in Mm. Intercostales extt. (Inspiratoren) und Mm. Intercostales intt. (Expiratoren). Sie sorgen mit ihrem unterschiedlichen Faserverlauf für ein Zusammenziehen und Erweitern der Zwischenrippenräume beim Atmen. Die Intercostalmuskeln sitzen wie Federn ineinander. Sie verspannen häufig, wenn Pferde Atemwegsprobleme haben. Sind sie fest und verspannt, kann sich der Brustkorb Ihres Pferdes beim Atmen nicht ausreichend weiten.
Ein vorsichtiges Ausstreichen der Zwischenrippenmuskeln in Fellrichtung löst die verklebten Muskelfasern und kann Verspannungen lösen. Hierfür spreizen Sie Ihre Finger leicht auseinander und üben leichten Druck mit den Fingerspitzen aus.
Den Zwerchfellmuskel lösen
Atemwegserkrankungen wie Husten führen häufig auch zu einer Verspannung im Zwerchfell (Diaphragma). Vereinfacht ausgedrückt verläuft das Zwerchfell vom Brustbein bis zur Lendenwirbelsäule und heftet seitlich an den hinteren Rippen an. Zu erkennen ist eine Blockierung unter anderem daran, dass die Zwischenrippenmuskulatur verspannt ist und Ihr Pferd nur flach und ggf. unregelmäßig atmet. Der Brustkorb Ihres Pferdes bewegt sich dabei nur wenig. Das Atemvolumen ist gering. „Viele Pferde zeigen ein verspanntes Zwerchfell häufig auch beim Reiten, indem sie beim Anreiten beispielsweise husten“, sagt Julia Jahnke.
Der Zwerchfellmuskel kann aufgrund seiner innenliegenden Position im Pferdekörper nicht direkt behandelt werden. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, das Zwerchfell zu lösen. Julia Jahnke, die auch craniosacrale Pferdeosteopathie anbietet, verrät uns eine solche Methode:
„Um den Zwerchfellmuskel zu lockern, wird eine Hand auf den Übergang von Brustwirbelsäule zu Lendenwirbelsäule gelegt. Die andere Hand befindet sich am Ende des Brustbeins, wo der Bauch beginnt. Einige Pferde sind kitzelig unter dem Bauch, gehen sie also sachte vor und achten Sie zur eigenen Sicherheit auf die Hinterbeine. Der Blick ist in Richtung Pferdekopf gerichtet um die Reaktion sehen zu können. Man kann sich vorstellen, man umfasst einen Gymnastikball. Die Hände bewegen sich ganz sanft aufeinander zu. Dabei spürt man die Atmung des Pferdes. Die Hände bleiben in der Position für einige Atemzüge, bis das Pferd gähnt oder schnaubt. Das dauert in der Regel zwischen 20 Sekunden und 2 Minuten.“
Die kleine Fotostrecke zeigt Julia Jahnke bei einer craniosakralen Behandlung des Zwerchfells. Das Pferd zeigt deutlich, dass es ihm angenehm ist.
Tipp: Entspannen mit unseren Pferdemassage- und Magnetfelddecken
Auch unsere Massage- und Magnetfelddecken helfen dabei, Verspannungen zu lösen. Die Pferdemassagedecke Horse ThermoTens Pro wärmt und massiert gleichzeitig. Einen Testbericht über die Decke lesen Sie hier. Die Equimag Magnetfelddecke unterstützt Ihr mit pulsierender Magnetfeldtherapie nicht nur bei allergischen Symptomen und Atemwegsproblemen, sondern kann auch bei Veränderungen des Bewegungsapparates, zur Rekonvaleszenz sowie zur Aktivierung und Entlastung von Gelenken, Muskeln, Sehnen, Bändern vor und nach dem Training eingesetzt werden.bei akuten oder chronischen Sehnen-, Gelenk- und Muskelproblemen, bei entzündlichen und degenerativen Gelenk- und Muskelproblemen. Auch bei Atemwegsproblemen sind die Pferdemassage- und die Magnetfeltdecken förderlich. Als BEMER-Partner erhalten Sie bei uns außerdem das BEMER Horse Set.
Weitere Informationen zu Julia Jahnkes Tiernaturheilpraxis und ihrem Angebot finden Sie hier.
Die Fotos zu diesem Beitrag stammen von Rebecca Monien.
Pingback: Wie atmet ein Pferd? Das Atmungssystem des Pferdes auf einen Blick ⋆ Animal Inhalation
Pingback: Trainingstipps für Pferde mit Atemwegsproblemen ⋆ Animal Inhalation